Woche der Brüderlichkeit 2015

8. März - 15. März 2015

Rückkehr eines Gespenstes?
Judenhass in Deutschland heute

Unser Thema für die Woche der Brüderlichkeit 2015 entstand im Herbst 2014 - noch ganz unter dem Eindruck der Demonstrationen in Deutschland, deren Thema der Gaza-Krieg des Sommers war und die sich gegen Israel richteten. Schnell hörte man auf diesen Demonstration nicht nur Angriffe auf die Politik des Staates Israel, sondern antisemitische Parolen. Unser diesjähriges Titelfoto zeigt einen solchen Demonstrationszug am 25. Juli 2014 in Stuttgart (Verwendung des Fotos mit freundlicher Genehmigung von "Emanzipation und Frieden e.V.", Stuttgart).

Was zeigte sich hier im Deutschland von 2014? Wurde hier ein "importierter" Antisemitismus muslimischer Immigranten sichtbar oder zeigten sich hier Trittbrettfahrer des ganz rechten politischen Spektrums? Oder beides?

Angriffe auf in Deutschland lebende Juden und jüdische Einrichtungen folgten. Muss man 70 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus wieder Angst haben, als Jude in Deutschland zu leben? Was tut die Zivilgesellschaft bei uns, um diese Angriffe abzuwehren?

Mit der Terrorattacke gegen die Redaktion von "Charlie Hebdo" und gegen die jüdischen Besucher des Supermarktes in Paris wurde die europäische Dimension des Problems deutlich. Unser Thema für die Woche der Brüderlichkeit gewann auf einmal im Frühjahr 2015 eine Aktualität, die wir uns nicht gewünscht haben.

Europa solidarisierte sich mit "Je suis Charlie", aber wo blieb die Identifikation mit den Opfern des Supermarktes, die nur deshalb starben, weil sie jüdisch waren? Hat Netanjahu recht mit seinem Aufruf an die in Europa lebenden Juden, doch besser nach Israel zu kommen? Welche Angst geht um in den jüdischen Familien, in den jüdischen Gemeinden, in den jüdischen Schulen? Besser nicht mehr mit Kipa auf die Straße, besser keine Ausflüge jüdischer Schulklassen mehr?

Diesen und anderen Fragen wollen wir mit verschiedenen Veranstaltungen in der Woche der Brüderlichkeit 2015 in Sendenhorst nachgehen:

Sonntag, 8. März 2015, 17.00 Uhr (Haus Siekmann)
Eröffnungsveranstaltung
Eröffnungsvortrag „Rückkehr eines Gespenstes? Antisemitismus und Judenhass in Deutschland zwischen Rezeption und Perzeption“: Alex G. Elsohn (Berlin)
Verleihung der Bernhard-Kleinhans-Plakette 2015
Laudatio: Wilhelm Goroncy
Musikalische Gestaltung: Weber-Duo (Münster)

Dienstag, 10. März 2015, 19.00 Uhr (Haus Siekmann)
Kann man sich in Deutschland sicher fühlen?
Nach einem Impulsreferat des Journalisten Aron Sircar (Berlin) diskutieren mit Ruth Frankenthal und Margarita Voloj Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Münster.
Moderation: Gerd Wilpert

Donnerstag, 12. März 2015, 19.00 Uhr (Haus Siekmann)
Konzert des Weber Duos, Münster
Thomas Weber (Flügel) und Yoshias Weber (Klarinette) spielen Werke von Robert Schumann, Leonid Bernstein, Francis Poulenc und Darius Milhaud.
Moderation: Prof. Dr. Herbert Ulonska
Eintrittspreis: 5 Euro

Freitag, 13. März 2015, 19.00 Uhr (Haus Siekmann)
„Das radikal Böse“ – Film mit Diskussion
Der im Januar 2014 in den Kinos gestartete Dokumentarfilm des österreichischen Oscar-Preisträgers Stefan Ruzowitzky ("Die Fälscher") geht in einer Collage aus Interviews mit Wissenschaftlern, nachgestellten Szenen aus dem Alltag der Täter, aktuellen Aufnahmen der Schauplätze und historischen Bildern der Frage nach, warum aus vielen „normalen jungen Männern“ in deutschen Einsatzgruppen Täter wurden. Es geht um Eifersucht, psychologische Prozesse und individuelle Entscheidungsspielräume in den deutschen Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD, die ab 1941 während des 2. Weltkriegs im Rahmen des Holocaust in Osteuropa zwei Millionen jüdische Zivilisten erschossen haben. "Das radikal Böse" wurde mit dem Prädikat "Besonders wertvoll" ausgezeichnet.
Der Produzent Wolfgang Richter nahm 2012 Kontakt zu Regisseur Stefan Ruzowitzky auf und entwickelte gemeinsam mit ihm die Idee, von einer sozialpsychologischen Fragestellung auszugehen: Wie werden aus ganz normalen Männern Massenmörder?

Im Anschluss an die Vorführung diskutieren Rudolf Blauth, Dr. Monika Friedrich und Gerd Wilpert mit dem Publikum über den Film.
Eine Veranstaltung des Cinema Ahlen und der VHS
Moderation: Rudolf Blauth
Eintrittspreis: 6 Euro

Sonntag, 15. März 2015, 17.00 Uhr (Pfarrkirche St. Martin)
Abschlussandacht zur Woche der Brüderlichkeit