Preisträger 2009

Bischof Martin Happe, Nouakchott, Mauretanien

Text der Laudatio:

Zum ersten Mal verleihen wir heute die Bernhard-Kleinhans-Plakette in Abwesenheit. Selbstverständlich haben wir den Preisträger eingeladen. Wir hätten die Verleihung vielleicht sogar auf das nächste Jahr verschoben. Er hat uns aber glaubhaft versichert, in den Wochen vor Ostern eigentlich nie abkömmlich zu sein. Wir haben uns trotzdem für ihn erschienen. So werden wir zwar heute den Preisträger für 2009 bekanntgeben, die eigentliche Preisverleihung aber im Sommer nachholen.

Die letzten Jahre und Monate waren von Irritationen zwischen den drei monotheistischen Weltreligionen geprägt. Die Regensburger Rede des Papstes wühlte die muslimische Welt auf, die Ereignisse um Bischof Williamson scheinen für viele unerträglich und sie belasten aktuell die christlich-jüdischen Beziehungen.

Umso wichtiger erscheint es uns, die Stimme zu erheben und mit Respekt und Hochachtung von anderen Menschen und ihrer Religion zu sprechen. Der Dialog zwischen Christen und Muslimen ist für unseren diesjährigen Preisträger ein wesentliches Anliegen. In seinen Briefen und Predigten erzählt er immer wieder von einfachen Menschen und ihren Sorgen und Hoffnungen. Und aus allem spricht eine hohe Wertschätzung für den Islam. Er wird nicht müde, Belege für die Aufgeschlossenheit und Toleranz der Muslime vorzustellen – und unterscheidet sich hiermit wohltuend von so vielen Medienberichten unserer Zeit.

Die Bernhard-Kleinhans-Plakette geht in diesem Jahr an den aus Sendenhorst stammenden Martin Happe, den Bischof im nordafrikanischen Nouakchott. Am 2. Juni 1973 wurde er in St. Martin zum Priester geweiht. Seine Mitgliedschaft im Orden der Weißen Väter führte ihn schnell nach Afrika. Anfang der 90er Jahre war er Verwalter des Bischofssitzes von Mopti, einer alten Stadt am Nigerbogen in Mali. Aufgrund der Verbindungen unserer Schule mit einer Schule des Bistums Mopti konnten wir Martin Happe 1993 in Mali besuchen. Auch dort wurde für uns sehr deutlich, wie er sich um die Verbesserung der Lebensumstände dort bemühte und mit welcher Hochachtung er beispielsweise den einheimischen Dogon und ihrer jahrhundertealten tradierten Lebensweise begegnete. Wir konnten miterleben, wie in den Pfarrgemeinden der Diözese Mopti zu Ostern Dutzende von Neumitgliedern in die katholische Kirche aufgenommen wurden. Die Gemeinden wuchsen stetig und waren gefüllt mit jungen Menschen, wir sahen eine Kirche im Aufbruch. Es gehört aber zur Politik des Ordens der Weißen Väter, eine Priester- oder Bischofsstelle in Afrika nur solange mit weißen Priestern zu besetzen, bis ein Mitglied der einheimischen Kirche zur Verfügung steht. 1994 war es dann soweit. Ein einheimischer Priester wurde neuer Bischof von Mopti.

Martin Happe rief man nun zu einer neuen Aufgabe. Nach der Bischofsweihe am Allerheiligentag 1995 im Dom zu Münster wurde er Bischof von Nouakchott, der Hauptstadt Mauretaniens. Seine Kathedrale, die Bischofskirche, hat dort die Gestalt eines Zeltes, sicher kein unpassendes Symbol für seinen Lebensweg und seinen großen Glauben an die Anwesenheit Gottes unter den Menschen. Obwohl an Mali angrenzend, ist die Situation in Mauretanien für die katholische Kirche völlig anders. 99,5% der Einwohner Mauretaniens sind Muslime, der Islam ist Staatsreligion, die katholische Kirche darf nicht missionarisch tätig werden.

Die Mitglieder des Bistums Nouakchott sind daher keine Einheimischen, sondern christliche Gastarbeiter aus Europa, Südamerika oder den afrikanischen Nachbarstaaten. Soziale Projekte der örtlichen katholischen Kirche wenden sich insbesondere aber auch der muslimischen Bevölkerung Mauretaniens zu. So bezeugen die katholischen Christen in diesem islamischen Land, was die tätige Liebe Gottes zu den Menschen bedeuten kann. Man kann sagen, dass sie sich damit dort einen Namen gemacht haben.

Bischof Martin Happe kommt regelmäßig nach Sendenhorst zurück. Die Verbindungen in seine alte Pfarrgemeinde sind nach wie vor eng. Er berichtet hie über seine Arbeit und erzählt über den Islam, wie er ihm begegnet, ob für Pax Christi in Sendenhorst oder für Missio in Deutschland.

In der jüngeren Vergangenheit ist ein neues Thema für ihn hinzugekommen. Die Häfen Mauretaniens sind Startpunkt für verzweifelte Fluchtversuche von Afrikanern in Richtung Europa, Spanien. Dieses Europa schottet sich immer stärker ab und investiert Unsummen in Mauern, Grenzbefestigungen und Küstenwachbooten. Für einen großen Anteil der Afrikaner endet der Fluchtversuch mit solch einfachen Booten mit dem Tod. Das Mittelmeer wird zu einem der größten Friedhöfe Europas. Die katholische Kirche in Mauretanien bietet diesen Flüchtlingen eine Anlaufstelle, kümmert sich um Hinterbliebene oder gescheiterte Flüchtlinge.

So ist es eigentlich dreierlei, dass uns zu dieser Preisverleihung bewogen hat: das soziale Engagement Martin Happes, seine Haltung zum Islam und sein Engagement für Flüchtlinge aus Afrika, für Zurückgebliebene, Zurückgebrachte und Hinterbliebene. Gerade auch sein soziales Engagement für den Anderen bildet einen nicht zu unterschätzenden Beitrag auf dem Weg zu einer friedlicheren Welt.

Wie in den letzten Jahren hat Basilius Kleinhans auch die aktuelle Plakette unter Verwendung von Bronzegussteilen seines Vaters geschaffen. Wieder ist es ein Unikat und wieder ist es in seiner Gestaltung auf den Preisträger zugeschnitten. Für Martin Happe ist es nicht das erste Werk der Familie Kleinhans. Der Vater Bernhard Kleinhans schuf bereits 1995 die Krümme des Bischofsstabes.

Ein solches Kunstwerk ist offen für vielfältige Deutungen. Juden, Christen und Muslime standen immer wieder im Zentrum unserer Wochen der Brüderlichkeit. Und auch in der Plakette stechen drei Elemente hervor, die ein eine Verbindung zwischen oben und unten darstellen, aber auch in einer gewissen Spannung zueinander stehen. Und sie besitzen eine gemeinsame Basis. Große Freiräume links und rechts bieten Platz für eigenes Tun, für eigene Verantwortung.

Bischof Martin Happe kann heute nicht hier sein. Die diesjährige Plakette und den damit verbundenen Geldpreis in Höhe von 250.- € werden wir somit im Sommer überreichen, wenn er zu seinem Jahresurlaub nach Sendenhorst kommen wird. Den Termin werden wir rechtzeitig noch in der Presse bekanntgeben. Wir haben aber seine Mutter und enge Freunde von ihm eingeladen, an der heutigen Veranstaltung teilzunehmen, so auch Monika und Georg Bienemann. Sie halten engen Kontakt zu Bischof Martin Happe. Beide haben außerdem Mauretanien vor einiger Zeit besucht.

In einer Zeit der Spannungen zwischen den großen Religionen wollen wir mit dieser Preisverleihung ein Zeichen dafür setzen, dass man auch in anderer Weise, in einer Atmosphäre von Toleranz und Wertschätzung, miteinander umgehen kann.


Arbeitskreis Woche der Brüderlichkeit
Sendenhorst, am 1. März 2009