Preisträger 2012

Freundeskreis Nyang'oma/Kenia e.V.


Text der Laudatio:

Was braucht ein Mensch zum Leben?

Eine Hand voll Wasser, gesundes Trinkwasser, Lebenswasser, - denn Wasser ist die Grundlage allen Lebens. Wasser ist - neben Nahrung - ein Lebensmittel, ein Überlebensmittel. Dagegen stehen aber in unserer einen Welt oft Hunger und Durst.

Menschen haben ein Recht darauf, über das Überlebensmittel Wasser verfügen zu können. Dafür Sorge zu tragen, sich darum zu sorgen, es sich zur Sorge zu machen, verdient Anerkennung und Auszeichnung.

Ich berufe mich bei diesem Appell auf den Anfänger des christlichen Glaubens, auf den Jeshua aus Nazareth aus dem jüdischen Volk. Von ihm wird die Mahnung im Matthäusevangelium (10,42) überliefert:
„Und wer einem dieser Geringsten allein nur einen Becher kalten Wassers zu trinken gibt, im Namen eines Jüngers, Amen ich sage euch: Sein Lohn wird nicht verloren gehen.“

Wir vom Verein „Woche der Brüderlichkeit Sendenhorst e.V.“ möchten in diesem Jahr einen Sendenhorster Bürger auszeichnen, der anderen Menschen „eine Hand voll Lebenswasser“ gebracht hat und noch bringt, um ihr Überleben zu sichern. Es ist der 1. Vorsitzende des Freundeskreises Nyang’ oma e.V., Ulrich Tiedeken.

Der „Freundeskreis Nyang’oma“ besteht seit 1989. Nyang’oma ist ein kleiner Ort am Victoriasee in Kenia. Der Freundeskreis wurde von Teilnehmern an früheren Arbeitseinsätzen nach dem Tod des Gründers der Gehörloseneinrichtungen der Mission in Nyang’oma, Pater Jan van den Ouderaa, gegründet. Ziel war es, dessen Lebenswerk erhalten und fortführen zu können. 1995 dann in Köln als gemeinnütziger Verein eingetragen, hat der Freundeskreis Nyang’oma e.V. heute bundesweit etwa 80 Mitglieder. Mehr als ein Drittel von ihnen kommt aus Sendenhorst – ein besonderes Verdienst des 1. Vorsitzenden Ulrich Tiedeken.

Seit Beginn der 90-er Jahre ging es dem Freundeskreis vor allem um den Aus- und Weiterbau der Wassergewinnungs- und Aufbereitungsanlage in Nyang’oma. Mit Wasser aus dem nahen Victoriasee konnte der Bedarf an sauberem Trinkwasser für die Missionseinrichtungen und die Gemeinde gesichert und verbessert werden. Ganz wesentlich beigetragen haben dazu viele Spenden wie auch eine Reihe von Arbeitseinsätzen, die von Ulrich Tiedeken organisiert wurden. Die Kolping-Arbeitseinsätze sind gleichsam die Wurzeln des Vereins.

Aber Leben braucht neben Wasser auch Nahrung. Und darüber hinaus benötigt ein würdevolles Leben noch andere – im übertragenen Sinne – „Lebens- und Überlebensmittel“. Dazu gehören z.B. Begegnung und Gemeinschaft, Bildung und Ausbildung zur Schaffung einer eigenständigen Existenzgrundlage, Gesundheit und Krankenversorgung ebenso wie interkulturelle Erfahrungen und solidarisches Handeln. Solche Lebens- und Überlebensmittel sind wichtige Facetten eines gelingenden Lebens für beide, für die Empfangenden und auch für die Gebenden, denn sie sind ihrerseits Empfangende, wie uns Ulrich Tiedeken verdeutlicht hat.

Als Partner der „Catholic Mission Nyang’oma in Kenya“ hilft der Freundeskreis tatkräftig bei vielen weiteren Projekten wie den Bau von sanitären Einrichtungen, von Wohnungen für Witwen und Lehrer der verschiedenen Schulen und bei vielen Renovierungen in Einrichtungen der Mission mit. Auch unterstützt der Freundeskreis einen Schulgeldfonds für Waisenkinder.

Ein besonderes Engagement von Ulrich Tiedeken soll noch benannt werden: Die Organisation von Workcamps und Praktikanteneinsätzen für junge Deutsche im Alter zwischen 18 und 27 Jahren. Die Teilnehmenden helfen drei Wochen bei den Arbeiten in den verschiedenen Einrichtungen der Mission und haben danach Gelegenheit, eine Woche etwas mehr von Kenia kennen zu lernen.

Schilderungen von Teilnehmenden an solchen Workcamps geben einen lebendigen Einblick in die über die materielle Hilfe und Aufbauarbeit hinausgehenden Leistungen des Freundeskreises Nyang´oma e.V. Diesen jungen Deutschen werden Erfahrungen in Begegnungen, Einblicke in Ausbildungs- und Bildungsarbeit und in die Gesundheitsversorgung vermittelt. Diese interkulturellen Einblicke in gelebte Solidarität mit einer anderen Kultur sind kostbare und bleibende Erinnerungen.

Auch dieser Beitrag von Ulrich Tiedeken für eine humanere Welt über die Projektarbeit hinaus verdient diese besondere Auszeichnung mit der Bernhard-Kleinhans-Plakette.


Arbeitskreis Woche der Brüderlichkeit
Sendenhorst, am 11. März 2012

 

Hier können Sie den Text der Dankesworte von Ulrich Tiedeken nachlesen.